Regisseur George A. Romero durfte damals mit finanzieller Unterstützung von Dario Argento, einen der nach wie vor besten Zombiefilme drehen und ein ganzes Genre mit seinen Splattereffekten beeinflussen. Ein weiterer Höhepunkt des Films waren nicht nur die wirklich blutigen F/X, sondern auch die charismatischen Hauptdarsteller. Einmal im Leben bei solch einem Projekt mitwirken und die Rolle mit solcher Bravour meistern, wie unsere vier DAWN OF THE DEAD Darsteller. Damit sollte man doch ausgesorgt haben und sich vor weiteren Filmrollen kaum retten können, bedenkt man den Ausverkauf von Robert Englund alias Freddy Krüger, oder Tony Todd alias Candyman, auch außerhalb der Serien. Doch damals war es eben anders.

Oder es liegt ein Fluch auf den Romero-Projekten! Doch schauen wir einmal unsere charismatischen Darsteller von damals an. Zuerst hätten wir da den kaltblütig kalkulierenden Scharfschützen Peter Washington, der niemals in Panik gerät. Herrlich verkörpert von Ken Foree. Für Ken war dies damals der Sprung aus dem Fernsehen (u.a. KOJAK) auf die große Leinwand. Nach dem Film durfte er auch bei den zwei Dokumentationen (DARIO ARGENTOS WORLD OF HORROR und DOCUMENT OF THE DEAD) nicht fehlen. Außerdem stellte ihn Romero auch für seinen KNIGHTRIDERS wieder gerne ein, wenn er hier auch nur eine klitzekleine Rolle hatte. Danach rettete er sich mit ein paar Actionfilmen und spielte auch in FROM BEYOND von Produzent Brian Yuzna wieder mit. Eine weitere Glanzrolle bekam er in TCM III von Regisseur Jeff Burr und dann verließen sie ihn. Ab und an darf er noch unter ferner liefen, bei einem Film mitmachen, der große Erfolg blieb ihm aber verborgen. Schade, er hätte das Zeug dazu gehabt. Die letzten Filme in denen man sich erfreuen kann, wenn man ihn erkennt, sind JOSHUA TREE und Yuzna's THE DENTIST, wo er den Polizist Gibbs spielte.

Jetzt sollte man doch denken, na gut, es kann nicht jeder ein Star werden. Doch andere aus dem Film hat es bestimmt besser getroffen. Weit gefehlt, den Ken Foree hat es noch am besten getroffen. David Emge, der den Hubschrauberpilot Steve spielte, durfte außer bei den Dokus zu dem Film, nur noch in Frank Henenlotters BASCET CASE 2 mitspielen und in dem total unbekannten HELLMASTER von Regisseur Douglas Schulze, der außer diesem Film nichts mehr gedreht hat. Gaylen Ross, die damals die schwangere Reporterin Francine Parker spielte ist genauso ein Trauerspiel. Außer in CREEPSHOW und MADMAN sah man sie auf der Leinwand nicht mehr. Ab und an taucht ihr Name noch als Regisseurin oder Produzentin auf, wenn es um normale Dokumentationen über Goldschmiede und Diamantenbörsen geht. Bleibt der letzte udn eigentlich neben Foree, die schillerndste Rolle bei DAWN OF THE DEAD. Scott H. Reininger spielte den Polizisten Roger DeMarco und nach seiner wunderbaren Rolle und dem Mitwirken an den zwei Dokus, sah und hörte man gar nichts mehr von ihm. Bis zum letzten Jahr, wo er plötzlich in einer kleinen Rolle in dem Film SPIDERS von Regisseur Gary Jones auftaucht! Ist dies nur ein Insidergag, oder wird man unseren vergessenen Liebling auch weiterhin sehen? Wer weiß es schon...

Romeros Fluch

Ich glaube fest daran, das auf den Filmen von Romero ein Fluch lastet. Schauen wir uns einen weiteren Meilenstein mit einem absolut charismatischen Hauptdarsteller an: MARTIN. Dieser Film wird ganz allein von der schauspielerischen Fähigkeit dieses jungen Mannes getragen: John Amplas. Vielleicht hätte aus ihm ein zweiter William DaFoe werden können und ich schließe jetzt nicht nur durch den hageren Körperbau diesen Vergleich. Doch man kennt sein Gesicht, aber noch nicht einmal seinen Namen. Woher auch, denn es gibt so gut wie keine weiteren Filme mit ihm. Obwohl er auch eine tragende Rolle in Romeros CREEPSHOW hatte, erkannte man ihn nicht. Wie auch, denn er spielte in der ersten Episode den Zombie Nathan, der endlich seinen Kuchen will. Das letztemal tauchte er bei DAY OF THE DEAD als Dr. Ted Fisher auf, wobei er auch bei DAY OF THE DEAD das Casting übernahm. Was für ein Gefühl, vom Martin-Darsteller für einen Zombiefilm gecastet zu werden...

Wirklich ein Fluch???

Ich glaube schon. Schaut euch einmal das immense Talent von Romero an, mit einem unglaublich niedrigen Budget, einen unglaublich gut aussehenden und spannenden Film zu machen. Okay, das erste Projekt war ja direkt für die Autokinos gedreht und selbst dort hatte es Schwierigkeiten, weil ein Farbiger die Hauptrolle spielte und auch als einziger einen kühlen Kopf behielt. Schon in dieser Hinsicht war Romero damals wegweisend! Aber lassen wir THE NIGHT OF THE LIVING DEAD aus der Betrachtung einmal draußen, denn damals hätte Duane Jones, der den Ben spielte, keine Chance auf eine weitere Hauptrolle gehabt, weil er schwarz war. Duane Jones starb am 22.07.88. Doch nehmen wir einen absolut erfolgreichen Film wie THE CRAZIES, mit seinen vielen weißen Hauptdarstellern. Wer hat es von ihnen wohl geschafft? Lane Carroll, die damals in der bewaffneten Clique die Judy verkörperte, spielte außer hier, nirgendwo mehr mit (?). Der Einzige Schauspieler der es geschafft hatte, war Will MacMillan, der damals den besonnenen David spielte. Nach seinem Debüt in THE CRAZIES durfte er gleich bei Dirty Harri's THE ENFORCER mitmachen und taucht auch in SALVADOR neben James Woods und James Belushi auf. Aber so prall, war das nun auch nicht. Wer nun glaubt es lag an der damaligen Zeit, da die Filme ja aus den Jahren 1973-78 waren, der irrt sich gewaltig. Springen wir doch einmal in die 80er Jahre, in denen auch Schauspieler wie Robert Englund oder Lance Hendriksen bekannt wurden. Nehmen wir den vorläufigen Abschluß der Zombie-Trilogie (sag niemals nie!) DAY OF THE DEAD. Was ist mit der Powerfrau Sarah geworden? Von der Schauspielerin Lori Cardille hat man auch nie wieder etwas gehört. Oder nehmen wir den Kotzbrocken des Films, Capt. Rhodes! Wunderbar und ausdrucksstark verkörpert von Joseph Pilato. Der Mann ist geschaffen für B-Actioner. Aber noch nicht einmal das Wichtelhirn Fred Olen Ray (billiger Billigstfilmer unter den Billigen!) konnte ihm in ALIENATOR eine Hauptrolle geben. Selbst in PULP FICTION, THE DEMOLITIONIST und in WISHMASTER taucht er nur kurz auf. Was für eine Verschwendung! Okay, letzter Versuch. An wen denkt man, wenn man an DAY OF THE DEAD denkt, außer an die Powerfrau und das Ekel? Richtig, an den durchgeknallten Wissenschaftler mit seinem lieben Zombie. Der nette alte Kerl spielte schon in Romeros THE CRAZIES den Arty, diesen seltsamen Vater, mit der seltsamen Beziehung zus einer seltsamen Tochter (gespielt von Lynn Lowry, die auch in I DRINK YOUR BLOOD auftauchte). Zwischen THE CRAZIES und DAY OF THE DEAD hatte der Schauspieler Richard Liberty nur noch eine kleine Rolle in PORKYS II, das war es auch schon. Es grenzt an ein Wunder das aus Ed Harris (Hauptrolle in KNIGHTRIDERS), Hal Holbrook, Leslie Nielsen und Adrienne Barbeau (alles Hauptrollen in CREEPSHOW) etwas geworden ist. Vielleicht erfüllt sich der Fluch nicht bei jedem, aber auf alle Fälle bei den meisten, die eine gute Rolle bei Romero bekamen.

Ralf Maier